ich wohne in rlp und besuche dort die 11. klasse eines gymnasiums.
hier ist g8 noch nicht eingeführt worden, ist aber in planung. ich persönlich habe trotzdem ähnlicher erfahrungen in einer sogenannten "begys-klasse" sammeln können. begys bedeutet begabtenförderung am gymnasium mit verkürzung der schulzeit o.ä., es gibt einige schulen in rlp, die dieses projekt unterstützen, unter anderem meine.
das ganze funktioniert so, dass nach der orientierungsstufe manche kinder von den lehrern für diese begabten-klasse vorgeschlagen werden. das konzept ist, den stoff von 4 jahren mittelstufe in nur 3 jahren zu vermitteln ohne großartig höhere wochenstunden(2 mehr), da ja theorethisch alle kinder, die dieser klasse angehören, in der lage sind, auf viele wiederholungen etc zu verzichten. es wird dann im klassenverbund die klassenstufe 9 übersprungen.
mein persönliches endergebnis war dann die wiederholung der 10. klasse, nachdem ich mir dermaßen große lücken aufgebaut hatte und auch arbeitshaltungs-technisch überhaupt nicht auf die oberstufe vorbereitet war.
das ding war einfach, dass nicht wie angekündigt, alternative lehrmethoden angewendet wurden und der unterricht viel mehr auf "intelligentere" kinder zugeschnitten war, sondern, dass die 4 jahre stoff dermaßen durchgerattert wurden, dass ohne (exzessives) eigenständiges nachbereiten etc man total aufgeschmissen war. es ging schlussendlich nciht um die grundbegabung, sondern hpts um fleiß (was in der regelklasse zwar auch der fall ist meiner erfahrung nach, aber bei weitem nicht so ausufernd).
dass das natürlich auch mein persönliches problem war und ich von meiner ganzen haltung gegenüber schule gar nicht dafür geeignet war, ist mir klar, trotzdem denke ich aus heutiger sicht, dass so ein system einfach nur schwachsinnig ist.
allein der fakt, dass ein großteil meiner ehemaligen mitschüler nach diesen 4 jahren meinten, sie würden so etwas nie wieder machen, spricht bände.
inwiefern das auf die g8-systeme anderer bundesländer übertragbar ist, weiß ich nicht, da ich damit nicht sehr vertraut bin. wollte nur mal zu diesem konzept was beitragen...
dann noch zur grundschule.
für mich war sie einfach nur ein witz. ich habe mit 4 und 5 jahren für 2 jahre in england gewohnt und dort 1 jahr die "einführungsklasse" besucht. allein durch die kenntnisse aus diesem "einführungsjahr", hätte ich die deutschen klassen 1 und 2 theorethisch überspringen können... auch die restlichen beiden schuljahre waren für mich nicht wirklich schwer, hausaufgaben durfte ich meistens schon im unterricht machen, wenn andere noch an übungen etc saßen, ich hatte also zu hause im prinzip nie was zu tun...lernen? ich habe glaube ich einmal für eine sachkunde-arbeit die bundesländer zu hause üben müssen, ansonsten habe ich kein einziges mal etwas gelernt und war problemlos klassenbester.
dadurch habe ich nie gelernt zu lernen, ich wusste gar nicht wie es ist, sich zu hause hinzusetzen und großartig was für die schule zu machen. 5. und 6. klasse hat sich das dann gezeigt. hausaufgaben waren mir mittags nur lästig, da ich das in dem ausmaß gar nicht kannte. also fing ich an sie morgens vor der schule zu machen/abzuschreiben. das hat sich dermaßen in meinen alltag eingegliedert, dass ich so bis zur 10. klasse weitergemacht habe (und mit hausaufgaben morgens machen, meine ich wirklich _alle_). meine noten waren trotzdem noch überdurchschnittlich gut, wenn auch deutlich schlechter als in der grundschule.
ab dem eintritt in die begys-klasse gings dann steil bergab. denn wer da zu hause nicht viel macht, hat verloren. wer zu hause gar nichts macht...
und alles führe ich (auch wenn der hauptschuldige natürlich mein innerer schweinehund ist
) auf die grundschule zurück. wenn man sich über jahre ein muster, einen tagesablauf, angewöhnt, dann ist es schwierig da wieder rauszukommen. für mich war es ein riesiger akt der überwindung, der sehr viel kraft gekostet hat.
unser grundschulsystem finde ich, fördert viel zu wenig den individuellen schüler. bei uns hatte eine klasse 25 schüler, mit einem lehrer. in england z.b. waren es 20 kinder mit 2 lehrern. alle kinder wurden in jedem einzelnen fach in leistungsgruppen eingestuft und wurden dann je nach stufe unterrichtet, der eine hat dann in mathe bis 25 gerechnet, der andere bis 100, während es bei englisch evtl genau anders herum war, der erste liest ein komplexeres buch, der zweite nur eins mit basis-wortschatz etc.
wenn ich dann bei uns in deutschland sehe, dass der 8 jahre älterere bruder eines klassenkamerads, der die selbe lehrerin hatte, genau die selben arbeitsblätter gemacht, bilder gemalt und arbeiten geschrieben hat wie wir, da krieg ich fast das kotzen. einige grundschullehrer machen sich überhaupt keinen aufwand mehr, sondern machen einfach alle 2 jahre mit einer neuen klasse den selben unterricht wie schon seit jahrzehnten obv
habe das von einigen freunden und bekannten ähnlich mitbekommen, ist also bei weitem kein einzelfall.
meine schulzeit war bisher wirklich nicht gelungen, was zum einen teil natürlich an mir persönlich liegt, aber auch mmn an unserem schulsystem, bzw dem, das ich durchlebt habe (kann man ja in deutschland nicht pauschalisieren :/).