Gut gelaunt ging`s also am gestrigen Herrentag zum Nachmittag hin in Richtung Prenzlauer Berg.
Das Wetter zeigte sich zunächst eher bescheiden aufgestellt; aber was soll`s, man hat ja frei und Fussball.
Der StammSkyLaden hatte zur Feier des Tages die Bierpreise mächtig gesenkt und endlich das schäbbige "to go"-Getränk rausgehauen, der Tag konnte starten.
Schon beim Warten am Sbahnhof wurde man fussballerisch auf den weiblichen Boden der Tatsachen zurück geholt:
Gefühlte 12000 kleine Kinder plärrten vorbei in Richtung Stadion. Mehrere davon waren in Gruppen zuammengefasst, die offenbar aus Mädchenmannschaften der C-F Jugend diverser mir bis dato unbekannter Vereinen aus dem ganzen Land bestanden.
Immerhin waren recht chic gestaltete Final-Velotaxen unterwegs.
2,3 Bier später waren dann alle da und es ging im beeindruckenden Fanmarsch zu sechst gen Stadion.
Davor doch erstaunlich, dass diverse Leute (Männer) noch Ticktes suchten. Ein Gespräch mit einem Suchenden ergab die Info, dass einige Leute ernsthaft Tickets für bis zu 50 Euro anboten. Der maximale Originalpreis lag übrigens bei 10 Euro.
Vor dem ersten Einlass zu diesem Zeitpunkt (etwa 1 Stunde vor Anpfiff) immerhin eine kleine Masse Menschen vor Ort. Aber auch davon sehr viele Kinder.
Am eigentlichen Einlass zum Stadion denn der erste (und einzige) kleine Aufreger des Finales.
Eine Gruppe von augescheinlichen Bfc-Fans wollte unterstützt von einigen polnischen Fans irgendein Transparent mit in`s Stadion bringen. Schnell wurden zahlreiche Ordner heran gezogen, die den Leuten sehr deutlich vermittelten, dass "....die Uefa klar vorgegeben hat, dass der Bfc....nichts mit dem Spiel zu tun...könnt ihr direkt vergessen...". Mehr war leider nicht heraus zu bekommen, da sich die Szene ziemlich lang hin zog und man nicht mit den Leuten in die Plauderei gehen konnte.
Im Stadion war es dann sehr voll; so viele Menschen habe ich im Friedrich-Jahn-Sportpark noch nie gesehn.
Und ja, es wiederholt sich: Sehr sehr (sehr) viele Kinder waren zu sehen.
Nachdem man sich auf die Plätze hinter einem Tor durchgewühlt hatte und erfreut feststellte, dass zumindest in unserem Block kaum Blagen anwesen waren, ging`s los...
Von gackernden Frauen umrahmt wurde man ununterbrochen über den Stadionsprecher darauf hingewiesen, dass dieses Spiel doch eine Nichtraucherveranstaltung sei. Man solle doch bitte aus Rücksicht...blabla....
Im Normalfall hätte man müde darüber gelächelt und versucht, ein Selfie mit Kippe vor dem Nichtraucherlogo auf der Anzeigetafel zu machen. Aber nicht gestern. Weil gestern war alles anders. Man erblickte mehrere leicht verschüchtert wirkende Kerle, die sich unsicher umguckten und inmitten der 40000 Frauen (und Kinder) andere leicht verschüchtert wirkende Kerle erblickten.
Also wird halt nicht geraucht, meinetwegen.
Dann erst mal Bier holen.
Ein Kumpel quälte sich durch die weiblichen Massen zum Stand der Erfrischung und kehrte nach einiger Zeit mit inwzischen angesäuertem Gesichtsausdruck zurück: "Nur alkoholfrei". Klar; hätte man ahnen können, war aber trotzdem nicht gerade stimmungsaufhellend.
Durch diesen Umstand ergab sich immerhin eine äusserst unterhaltsame Szene. Während der ersten Halbzeit sprang in unserem Block ein offenbar recht gut vorbetankter Typ auf und jubelte beifallsheischend seinem Kumpel entgegen, der mit mehreren Bierbechern bewaffnet auf ihn zu stolperte. Der frustrierte Blick des Jublers nach einem kurzen Gespräch mit seinem Kumpel reichte dann bei uns für mehrere Minuten herzhaften Lachens :mrgreen:
Das Stadion wie gesagt ungewohnt voll, etwa 20.000 Leute vermute ich.
Die Fanblöcke von Paris und Frankfurt ziemlich direkt nebeneinander, was von weitem akkustisch eher ungünstig war, direkt hinter den Blöcken stehend aber das Gefühl eines wirklichen Fussballspiels vermittelte.
Das Spiel an sich war für mich überraschend gut; es wurde die von mir lange geforderte Härte bei den Frauen gezeigt. Frankfurt insgesamt besser, ging in Führung und kassierte den Ausgleich.
Zum Ende von Halbzeit 2 erkor sich in unserem Block dann jemand als Aushilfscapo und schaffte es tatsächlich, die Frauenmasse (und uns) dazu zu bewegen, einigermaßen Krach zu veranstalten.
Mitte der ersten Hälfte hatten mehrere Gruppen in der Masse mangels Athmosphäre die Welle gestartet; bei Versuch 8 o.s. machte dann auch der Pariser Block mit, was mehr Jubel hervor rief, als der Führungstreffer der Frankfurter.
Es war alles in allem von der Stimmung her einfach Mist.
Wenn außerhalb der Fanblöcke mal etwas kam, dann entweder von Kleinmädchenmannschaften oder von hoffnungslos unterlegenene Herrentagstrupps.
Dafür war aber das Spielfeld von Ordnern umrahmt, die immer wieder durch einen Oberordner kontrolliert wurden. Woraufhin auch immer; es gab wirklich NICHTS, was sich die Ordner(innen) angucken konnten/mussten.
In der Halbzeit belustigten noch diverse Männerkleingruppen, die unabgesprochen alle hinter einer bestimmten weissen Linie auf dem Gelände rauchten. Dies wurde seitens der gestrengen Uefa großzügig toleriert.
Auch beim Klogang bemerkte man wieder, das gestern alles anders war. Noch nie konnte man als Kerl so entspannt zu einem sauberen Container schweben, während die FrauenKästen mit kilometerlangen Schlangen belagert waren.
Als man sich doch etwas gelangweilt bereits auf eine Verlängerung eingestellt hatte, brachte "Mandy" durch ihren Siegtreffer für die Frankfurter kurz vor Schluss das Stadion doch noch mal zum Kochen. Allgemein wurde es in den letzten 20 Minuten stimmungstechnisch deutlich besser, was wohl am Aushilfscapo und der Angst einiger Männer lag, dass man evtl. noch ein Elfmeterschiessen ertragen müsste.
Nebenbei brachte mir das Tor satte 5,54 Euro, da ich zwischendurch dem Einnicken durch eine furiose Onlinewette entging.
Nachdem der Stadionsprecher aufforderte, noch gefälligst bei der Pokalübergabe da zu sein, beklatschte man den verdienten Sieger und erblickte unser aller Kanzlerin, die vermutlich auch irgendwie froh war, dass die Veranstaltung nun beendet war.
Fazit:
Mein erstes Frauenfussballspiel live; es wird vermutlich viel Zeit und Langeweile brauchen, bis ich das wiederhole.
Der überdeutliche Familiencharakter ist für benannte Familien sicherlich hilfreich und sinnvoll. Für den "normalen" Fussballfan wird es dadurch leider schnell dröge.
Der Fussball an sich war aber streckenweise ziemlich gut.
Und ich bin guter Dinge, dass sich auch so ein Finale irgendwann stimmungstechnisch aufbauen kann. Die seperierte Ansetzung weg vom dafür vollkommen überdimensionierten Männerstadion war ein sinnvoller Schritt.
MFG
Z