Ein Atheist zieht die Existenz Gottes nicht in Betracht, er behauptet Gott gäbe es nicht.
Genau das ist das was ich an Atheisten dämlich finde.
Die beiden Aussagen oben sind zwei unterschiedliche. Dass ich Gott nicht in Betracht ziehe, ist viel grundsätzlicher als die Behauptung, dass es ihn nicht gibt. Ich habe schlicht und ergreifend keinen Grund, Gott in Betracht zu ziehen, außer wenn mir Leute was davon erzählen, dass man ihn zumindest nicht widerlegen kann.
Warum sollte ich ihn auch widerlegen wollen? Ich ziehe ihn ja gar nicht in Betracht. Den widerlegen zu wollen, wird von mir doch nur verlangt, wenn irgendwer anders ihn beweisen oder für möglich halten
will. Sein Glauben ist also sein Entschluss, und Atheist bin ich immer nur im Verhältnis zu ihm. Wenn ich nicht gerade mit Gläubigen zu tun habe, bin ich was ganz anderes, Fußgänger oder sowas - die sind also das Problem, nicht die Frage, ob es einen Gott gibt.
Ich hab überhaupt kein Verhältnis zu Gott, nichtmal ein negatives.
Zum Agnostizismus: Der Witz daran ist, dass man Gott hier als völlig bestimmungslose, leere Möglichkeit offen hält. Es wird gar nichts mehr über einen Gott gesagt, nur, dass man über nichts bestimmtes auch nichts weiter sagen kann, es insbesondere nicht widerlegen. Eben gerade hatte ich noch gar nichts in der Hand, auf einmal wird daraus der Glauben an die Möglichkeit eines Gottes.
Der Agnostizismus ist damit die absolute Heuchelei. Er tut ja nur so, als würde er nichts bestimmtes meinen. Dabei kommt er eben doch aus dem Glauben an Gott her. Sonst würdest du dir nicht über Gottes-Agnostiker den Kopf zerbrechen, sondern auch mal was über Feen und Atlantis erzählen - was auch immer das sein soll, kann man ja nicht wissen!
Zum Atheismus als Kirchenfeindschaft: Das hör ich hier auch gerade zum ersten mal. Kirchenfeindschaft sagt gar nichts über den Glauben oder Unglauben aus.
Mir sind kirchliche Dogmen sogar weitaus lieber als die vollkommen freigedrehte Spinnerei von Agnostikern und Esoterikern. Die katholische Kirche achtet wenigstens ein bißchen darauf, dass ihre Schäfchen nicht zu peinlich werden.
Außerdem streitet man mit Anhängern einer Kirche wenigstens noch über irgendwas bestimmtes. Mit Agnostikern zu reden, kann man sich völlig sparen. Die sagen ja über nichts etwas außer über sich selbst, das heißt, kennt man einen, kennt man alle.
Zur jüdischen Religion: Der jüdische Monotheismus entstand als Staatsdoktrin. Der König ist ein Mensch, über ihm steht Gott wie über jedem anderen, König ist er nur aus Gottes Gnaden und nicht aufgrund eigener Göttlichkeit.
Das Religiöse Recht hat die Juden vor herrschaftlicher Wilkür geschützt und damit die Herrschaft gerettet, indem sie systematisiert und durch etwas höheres als die direkte Gewalt des Königs legitimiert wurde. Die Religion war die frühe Form des Menschenrechts. Das ist kein Lob der Religion.
Dass Gott von den Juden erfunden wurde, um Geld zu machen, ist so klassischer Antisemitismus, den kannte man in der Tat schon bevor Deutsche den Juden den Holocaust übel genommen haben.