DeletedUser23799
Gast
Mich würde mal die Meinung der hier anwesenden zu der derzeitigen COH-Titelstory interessieren.
Homosexuelle Kinder und Jugendliche werden auch heute noch von der Gesellschaft völlig allein gelassen. In der Regel haben sie weder im Elternhaus, noch im Freundes- oder Verwandtenkreis Ansprechpartner, die ihnen in dieser schwierigen Situation zur Seite stehen. Selbst in der Schule wird dieser Problematik kaum begegnet - "Schwul" kommt dort in den meisten Fällen nur in Form von wüsten Beschimpfungen auf dem Pausenhof vor.
Dieser Zustand veranlasste im Mai dieses Jahres die damals noch Rot-Grüne NRW-Landesregierung, einen Leitfaden für Lehrerinnen und Lehrer zum Umgang mit dem Thema Homosexualität im Unterricht, heraus zu geben, welcher im Rahmen des „EU-Projekts zur Antidiskriminierung“ entstanden war.
Die Broschüre war dazu gedacht, Lehrerinnen und Lehrer auf einen offeneren Umgang mit dem Thema Homosexualität vorzubereiten, Vorurteile und Diskriminierungen abzubauen und den Pädagogen einen Leitfaden an die Hand zu geben, wie sie mit Homosexuellen Schülerinnen und Schülern umgehen können. So wurde den Lehrern unter anderem geraten, „Homosexualität nicht nur als Problem, sondern als eine Lebensform neben vielen anderen gleichbedeutend darzustellen“, oder an gut sichtbaren Stellen Broschüren zum Thema Homosexualität auszulegen usw.
Broschüre im Unterricht nicht tragbar
Als eine der ersten Amtshandlungen der neuen NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU), hat das NRW-Bildungsministerium nun genau diese Broschüre aus dem Verkehr gezogen. "Wir wollen nicht für homosexuelle Lebensformen werben", sagte Schulministeriums-Sprecher Oliver Mohr zur Begründung des Vorgehens. Wer die Diskriminierung bestimmter Lebensformen ablehne, müsse auch dafür sorgen, "dass man nicht irgendeine Lebensform herausgreift und in den Mittelpunkt stellt". Die Broschüre enthalte "wertende" Aussagen und sei daher nicht für den Unterricht geeignet.
Der Grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck, wertete das Vorgehen des Düsseldorfer Ministeriums als Zensur. Eine vorurteilsfreie Behandlung des Themas Homosexualität werde als "Werbung für bestimmte sexuelle Ausrichtungen" denunziert.
Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) forderte Sommer in einem Brief auf, an dem Leitfaden festzuhalten, der zur Antidiskriminierung beitrage. Homosexualität sei eine Facette der menschlichen Sexualität, ihre Akzeptanz stehe und falle mit der Aufklärung in der Schule, erklärte der LSVD in Köln. "Nur wenn Schülerinnen und Schüler frühzeitig lernen, dass es ganz normal ist, schwul oder lesbisch zu sein, kehrt langfristig auch Normalität ein."
Immerhin: „Die Erstellung dieser Broschüre hat insgesamt 435.000 Euro gekostet“, betont Ministeriumssprecher Mohr, „Darum wollen wir die Broschüren nicht einfach in den Papierkorb werfen.“ Na dann ist ja alles in Ordnung...
- Die offizielle begleitende Webseite zur Broschüre wurde inzwischen Zensiert und ist nicht mehr offen zu erreichen (siehe http://www.diversity-in-europe.org). Unter diesem Direkt-Link (http://www.diversity-in-europe.org/einleitung/ix_einleitung.htm)sind jedoch die Unterverzeichnisse noch vorhanden, und die gesamte Broschüre steht hier zum Download zur Verfügung.