Meadro schrieb:
Mein Vater hat 2 Möglichkeiten: Entweder er kann die Schularbeit nach einer angemessenen Begutachtungszeit als total unleserlich einordnen und überhaupt nicht benoten, oder er setzt sich pro Arbeit noch 2 Stunden hin und versucht, die einzelnen Wörter zu entziffern und in einen logischen Zusammenhang zu bringen und aus den wirr herumgestreuten Zahlen die rauszupicken, die ihm richtig erscheinen. Dabei ist er noch so nett, im Zweifelsfall immer zugunsten des Schülers zu entscheiden.
[Edit: Nein, die von euch genannte 3. Möglichkeit, nämlich einfach alles als falsch anzustreichen, hat er natürlich auch noch.]
Okay, schauen wir uns die drei Möglichkeiten mal an.
1. Die Klausur wird als "total unleserlich" eingestuft: in Deutschland wird sowas als "ungenügend", als null Punkte oder 6 gewertet. Da braucht man die drei Punkte wegen mieser Form nicht mehr abzuziehen, weil ja eh schon alles unleserlich ist.
2. Wenn der Lehrer immer zugunsten des Schülers entscheidet, was die Lesbarkeit angeht, KONNTE er es ja irgendwie lesen. Die drei Punkte für miese Form abzuziehen, wäre also nicht zu rechtfertigen. (Mal davon abgesehen, dass es schwachsinnig ist, Punkte unter die Untergrenze zu senken (nämlich null) - es kann ja nicht schlechter bewertet werden, als z.B. jemand, der ein leeres Blatt abgibt. Dieses trotzdem zu tun, kann man als pädagogisches Mittel ansehen, um dem Schüler klarzumachen, dass er an seiner Form arbeiten muss - der Schüler kann es jedoch auch als Schikane des Lehrers ansehen, der ihm reinreiben will, dass er "überhaupt nichts" kann.)
3. Diese Möglichkeit kommt im deutschen System der 1. gleich. Ich habe erlebt, dass Schülern in Klausuren Worte, die nicht zu entziffern waren, als falsch angestrichen wurden und so getan wurde, als wären sie nicht da. (zumindest inhaltlich, in den Fehlerindex mit eingegangen sind sie schon.) Den Extremfall, nämlich dass die
ganze Klausur nicht lesbar ist, habe ich noch nie gehört... diesen Fehler würde ich jedoch bei den Grundschullehrern suchen... denn anscheinend hat dieser Schüler nie wirklich schreiben gelernt.
Wenn mein Vater irgendwie rachsüchtig wäre, könnte er ganz andere Seiten aufziehen, und zwar gesetzlich gedeckte...
Aha, und zwar? Das einzige, was mir in Deutschland einfällt, was ein Lehrer machen kann, ist die Versetzung zu verhindern. Bzw. wie es in ner Berufsschule funktioniert, weiß ich nicht.
Die Lehrer sind nicht dafür da, Gefängniswärter oder autoritäre Imperatoren zu sein, sondern es sollen fachlich kompetente Menschen sein, die Kinder mögen. Sie sollen den Wunsch haben, ihnen etwas weiterzugeben, das ihnen wichtig ist, und zur Vermittlung dieser Dinge möglichst begabt sein.
Entschuldige, wenn ich das anders sehe. Lehrer müssen nicht bloß "den Wunsch haben", Kindern etwas beizubringen, es ist das HAUPTZIEL ihres BERUFES!!! Dafür kriegen sie ihr Geld; in den meisten Fällen vom Staat und somit aus unseren Taschen! Dann sollen sie das auch gefälligst MACHEN - den "Wunsch dazu" hin oder her!
Sie sollen auch nicht "möglichst begabt" dazu sein, so nach dem Motto, "es wäre schön, wenn der Lehrer es ganz gut könnte... aber wenn nicht, ist er halt auch nur ein Mensch, auf den man Rücksicht nehmen muss..."
Ein Lehrer wird dazu AUSGEBILDET, Kinder zu unterrichten. Ich weiß nicht, wie das in Österreich ist, aber hier muss man dazu was studieren und zwar (soweit ich weiß) mindestens 9 Semester! Entweder hat man die Qualifikation dazu oder man hat sie nicht, dann hat man aber keinen Anspruch darauf, seine Arbeitsstelle zu behalten! (Leider ist das durch Beamtenstellen usw. in der Praxis nicht so einfach...)
Ich mein, wenn ich bei VW am Fließband stehe und irgendwelche Schrauben irgendwo drauf montieren soll - und krieg's halt öfter mal nicht hin... dann FEHLEN diese Schrauben halt und das Auto ist möglicherweise nciht verkehrssicher! Da sagt dann auch keiner: "Hey, es is ja auch nur ein Mensch, auf den muss man halt Rücksicht nehmen!"
Lehrer werden übrigens sehr wohl dazu ausgebildet, wie sie mit schwierigen Schülern umgehen müssen, welche pädagogischen Mittel es so gibt und so weiter. Das ist natürlich in der Praxis sehr viel individueller und situationsabhängig, welches der gelernten Mittel der Pädagoge nun letztendlich anwendet (möglicherweise muss er auch mal selbst kreativ werden!), aber sowas zu können gehört für mich zur Vorraussetzung eines Lehrers im 21. Jahrhundert! Schwierige soziale Situationen am Arbeitsplatz gibt es halt überall - und Lehrer sind wenigstens dafür noch ausgebildet!
Hier kann man dann wunderbar "gute" von "schlechten" Lehrern unterscheiden, solche, die es können und solche, die sich besser nen anderen Job suchen, wo sie z.B. ihre Mülltonnen anschreien können, wenn die umfallen. (sry 4 sarkasm...)
Ich finde echt, dass Lehrer nach Leistung bezahlt werden müssten: Wenn die Schüler den Stoff verstehen und in einem Test anwenden können, gibt's Geld, wenn nicht, gibt's kein Geld! Leider würde das in unserem tollen korrupten deutschland überhaupt nix bringen...