Um mal ein paar Dinge in den Raum zu werfen:
Der Aufbau und die Erhaltung von großen Zellkulturen sind kostengünstiger und vorallem schneller. Um Ratten in großem Stil zu züchten brauche ich: Platz, Nahrung, eine vorzugsweise sterile Umgebung.
Platz und Nahrung ist klar.
Eine sterile Umgebung ist notwendig, weil die Tests ja nur aussagekräftig sein können, wenn wir ausschließen können, dass die Tiere keinen Infekt haben o.Ä.
Für eine Bakterienkultur brauche ich:
Beliebige Menge Nährlösung, ein Bakterie, eine sterile Umgebung.
Eine Bakterie sollte klar sein, die Nährlösung begrenzt die Obergrenze der Kultur - vorzugsweise werden sogenannte Über-Nacht-Kulturen verwendet, also eine Kultur, die sich in 12 Stunden unter optimalen Bedingungen gebildet hat... sie reicht für repräsentative Ergebnisse, die sterile Umgebung - damit keine Pilze oder andere bakterien in die lösung fliegen.
Die Ratten brauchen länger, ich muss ein größeres gebiet steril halten und brauche Futter, das über einen Liter Glucose-Minerallösung hinausgeht. Erstaunlicherweise stelle ich fest, dass die Rattenkultur sehr viel kostspieliger ist.
Da wir also finanzielles Interesse dem Vorzug von Ratten gegenüber Bakterien ausschließen können (es werden sogar alternativen zu Tierversuchen von der EU gesponsert...) sollten wir uns fragen, wieso man Tiere für die Versuche benutzt...
Gehen wir mal von "sinnvollen" Experimenten aus, wobei mir die Formulierung widerstrebt, da man bei dieser formulierung die moralische frage gleich mitbeantwortet. Ok, gehen wir also von pharmazeutischen Experimenten aus:
Werden wir konkreter und nehmen wir die Erforschung von einer neuen Penicillinart, weil es hier besonders schön deutlich wird:
Die Erforschung beginnt mit der Endeckung einer neuen Pilzart, die ein bakterienfeindliches Gift absondert, was in unserem Fall eine Abart des Penicillin darstellen soll. Nun wird dieses Gift extrahiert, gesäubert und - die großen tierschutzgegner werden es vielleicht nicht glauben - an Bakterienkulturen getestet. Und zwar tausend oder gar millionenfach... Hierbei wird die Stärke des neuen Wirkstoffes geprüft. Wenn es stärker ist, als das herkömmliche Mittel, oder gar spezialisiert sein sollte werden
Tierversuche beantragt. Hierbei ist die zuständige Behörde vielleicht nicht die dümmste und sie wägen ab, auch im Rahmen der Gesetze (die uns ja allen bekannt sind, weil das zum Hintergrundwissen einer guten Tierversuchsdiskussion gehört), ob das beantragte ethisch vertretbar ist.
Nun macht man mit Ratten weiter, weil es gentisch gesehen viele gemeinsamkeiten gibt (wobei die zugehörigkeit der wirbeltierklasse eine markante, aber noch die kleinste ist). Um dieses Stadium streiten wir uns als - wir wissen, dass das Mittel wirkt und eine reelle chance besitzt menschen helfen zu können. Wir wissen leider nicht, ob dabei bestimmte nicht vorhersehbare Nebenwirkungen auftauchen können... qualvolles Verenden zum Beispiel.
Ich behaupte jetzt einfach mal, dass es keine bis wenige philosophische Grundrichtungen gibt, die den Willen des Handelnen mit den erhofften Folgen miteinbeziehen, die die Tierversuche zu diesem Zeitpunkt definitv ablehnen...
basierend darauf, dass es diese Vortest gibt, gibt es für mich keinen Grund Tierversuche zu pharmazeutischen Zwecken abzulehnen. Nein ich heiße sie sogar gut.
Kosmetik ist ein anderes Ding - vielleicht wären hier zeitintensivere und teurere Methoden durch spezielle Organnachzüchtung der ethisch vertretbarere Weg, selbst für mich Utilitaristen...
Um zum Ende zu kommen:
Ich halte die Seiten von Tierschutzorganisationen, dessen Anhänger sich nicht immer im Rahmen der Legalität bewegen, nicht für objektives Material, vorallem weil Tierschützer dazu Neigen die Fähigkeiten von Tieren überzuinterpretieren.
Für die Befürworter der Menschenversuche:
Interessante Idee - würdet ihr auch dahinter stehen, wenn wir euren Vater nehmen, weil er aufgrund eines psychischen Problems jemanden getötet hat (Aussetzer, unkontrollierte Wut etc.) und er als zurechnungsfähig verurteilt wird?
Last but not least:
Wusstet ihr das - psychisch gesehen - eine Gattung von Menschenaffen sehr dummen und geistig gestörten Menschen intellektuell überlegen ist. Damit wäre er doch - um mal diesen ganzen Gefühl, Empathie, Selbsterkenntniskram aufzugreifen - menschlicher als mancher Mensch und wird trotzdem gelegentlich für Versuche herangezogen... Wer diesen Schritt getan hat, kann doch gleich Menschen nehmen