So, jetzt möchte ich auch mal meinen Senf dazugeben
Wenn ich mich richtig erinnere, spiele ich seit Welt 6 bei DS mit. Damals kam ich von anderen Onlinespielen, wo DS als junges, dynamisches Spiel empfohlen wurde, bei dem Fairness groß geschrieben wird, Solidarität und der Gedanke, gemeinsam in einem Stamm zu spielen. Das war bei anderen Spielen leider nicht immer (mehr) der Fall gewesen, woran nicht nur, aber auch die Kommerzialisierung eine große Rolle spielte. Bei DS gab es damals meiner Erinnerung nach schon den PA, aber man konnte sich nicht alle möglichen Vorteile erkaufen, wie es später dann immer mehr angeboten wurde. Der PA diente vor allem der Erleichterung beim Management eines Accounts. Geld verdirbt den Charakter, daß ist im laufe der folgenden Jahre immer wieder deutlich zu spüren gewesen.
Die damaligen Welten waren riesig, vor allem im Vergleich mit den heutigen Welten. Die Zahl der Accounts war je Welt enorm hoch und potentiell hatten alle diese Accounts eine reelle Chance, voran zu kommen, was bei späteren Welten faktisch nicht mehr der Fall ist. Fairness war noch ein Wert, den die meisten Accounts achteten, Solidarität innerhalb der Stämme ebenso. Viele Stämme bestanden von Anfang bis Ende. Die Accounts wurden jeweils von einer Person bespielt, was die Regeln - eigentlich - bis heute vorgeben, und Ja, es war möglich, auch einen größeren Account allein zu spielen.
Mittlerweile sind etliche Accounts Multi-Accounts, in denen 2, 3 und mehr Leute sitzen und die damit einen gewaltigen Vorteil gegenüber jenen Accounts haben, wo traditionell noch selber gespielt wird, also 1 Spieler = 1 Account. OFF und Deff waren aus meiner Sicht besser ausbalanciert und es ging viel um Strategie und besonders Geschick, z.B. beim timen oder fischen von AGs.
Ich erinnere mich vor allem an meine erste Welt, wo unser Stamm aus nur wenigen Leuten bestand, die aber enorme Solidarität miteinander zeigten. Erst die strikten UV-Verbots-Regeln brachen uns da letztlich das Genick; als kleiner Stamm waren wir schließlich so gegeneinander blockiert, daß wir keine Chancen mehr hatten.
Ich erinnere mich an die Welt 20, bei der ich viele Leute kennenlernte, mich denen ich noch heute zu tun habe und befreundet bin. Dort habe ich aber auch gemerkt, wie fies es sein kann, wenn man zu sehr befreundet ist. So wurde von einer Stammeskollegin deren realer Beruf verraten und sie bekam dann in ihrer Arbeitszeit dermassen viele Angriffe, daß sie frustriert das Handtuch warf.
Ich erinnere mich vor allem aber auch an die Welt 23, eine der letzten riesigen Welten. Dort kämpften und feierten wir über Jahre hinweg. Dort hatte ich auch meinen mit Abstand größten Account mit über 6000 Dörfern. Es gab epische Schlachten und miteinander vereinbarte Friedenszeiten, z.B. wenn jemand Geburtstag hatte, dann ließ man den Account tatsächlich mal in Ruhe. Es gab Fairness und Absprachen, z.B. ein Kata-Abkommen. Dies regelte, daß mit Katapulten nur bestimmte Gebäude (Adelshof, Versammlungsplatz, Wall) angegriffen werden durften. Später dann wurde es immer erbarmungsloser und skrupelloser, vielleicht auch eine Folge des Zeitgeistes?! Die Politik der verbrannten Erde ist mittlerweile weit verbreitet, es wird alles gekattert.
Stammesmitglieder und Stämme kannten damals noch so etwas wie Ehre und auch Sozialverhalten. Später wurde es immer egoistischer und Ellenbogendenken nahm zu, sicherlich auch bedingt wegen der breiteren Möglichkeit, sich Vorteile schlicht erkaufen zu können. Neue und noch unerfahrene Accounts haben aus meiner Sicht faktisch keine Chancen mehr, sind eigentlich nur noch gern gesehenes Schlachtvieh und Futter für die Multi-Accounts.
Die Welt 23 brachte mitunter Schlachten, bei denen man sich nur noch zurücklehnen konnte, z.B. wenn da 30k Angriffe auf einmal auf einen zukamen. Da half nur noch rechtzeitiges Saven und Aufpassen. Und es gab freche Angriffe und Adelungen mitten ins Feindgebiet. Mit 1 Mio Pferdchen sofort geschützt liefen dann etliche Hundert Gegenangriffe hoffnungslos dagegen und ich behielt meine Basen mitten zwischen Feinden. Die Welt brachte zudem Freundschaften, verbunden mit reale Stammestreffen und mit manchem Feind war ich auf späteren Welten in gemeinsamen Stämmen. Es gibt sogar immer noch ein Video auf You-Tube:
Schließung Welt 23
Die späteren Welten verloren viel von dem Charme dieser frühen Zeit und Ja, ich bin nostalgisch, wenn ich mich an sie erinnere und vergleiche, was sich alles geändert hat seitdem. Gleichwohl bin ich immer noch daheim, vor allem aber wegen der vielen Freundschaften, die sich entwickelt haben. Es gibt reale Treffen, es gibt den Austausch auch über ganz persönliche Themen, es gibt tatsächlichen Beratungen und gegenseitige Hilfe im realen Leben, nicht nur im Spiel. Das ist ein Wert, den ich sehr schätze! Und auch das gehört zum Leben und zum Spiel: Es gab auch viele Todesfälle in all den Jahren, die uns andere mitunter sehr betroffen machten.
Mein Dank gehört aber zum Schluss all jenen, die ich im Laufe der ganzen Jahre kennenlernen durfte und mit denen ich zum Teil immer noch befreundet bin, ganz abgesehen von denen, mit denen ich mich auch tatsächlich real treffe
Mfg
Jawion