Ich komme aus Österreich und muss hier für mein Studium Studiengebühren bezahlen. Ich erlebe also selbst, wie das ist. Die Grundidee, faule Langzeit-Studenten zum studieren zu bringen, ist zwar nachvollziehbar, aber wirklich schlimm sind die Gebühren gerade für diese Typen nicht, denn das sind meistens faule Söhnchen oder Töchterchen von reichen Leuten. (Und ehrlich gesagt habe ich in meiner gesamten Unizeit erst 3 oder 4 Leute kennengelernt, die ich in diese Kategorie einreihen würde.)
Bei uns ist der Bezug von Stipendien jeglicher Art an den Bezug der Familienbeihilfe gekoppelt, die man wiederum nur dann erhält, wenn man innerhalb der Mindeststudienzeit ist. Und es ist wirklich nicht so, daß man die nur überschreitet, wenn man faul ist.
In meinem Fall war es so, daß ich einen einzigen Fehler gemacht habe, der sich fatal ausgewirkt hat. Frisch von der Schule kommend wollte ich mich auf der Uni inskribieren. Bei uns läuft das so: Erst online-Inskription, dann muss man körperlich dort erscheinen. Bei der Online-Inskription bin ich schon gescheitert. Meine Fächerkombination Bildnerische Erziehung - Informatik konnte nicht eingegeben werden. Programmierfehler. Und als ich körperlich in der Uni erschienen bin, sagte man mir, ich müsse zuerst für irgendwas online inskribiert sein. Also habe ich Geografie-Informatik ausgewählt, und als Drittfach Bildnerische Erziehung. Das hat funktioniert, und ich habe brav meine Wunschfächer Informatik und Bildnerische Erziehung studiert und mich nicht weiter um die Bürokratie gekümmert. Das war der Fehler. Ich habe nämlich nicht gecheckt, daß man sich ab dem 3. Semester nicht mehr ummelden kann, ohne die Familienbeihilfe zu verlieren. Erst im 4. Semester habe ich meine Fächerkombination so umgestellt, wie ich sie eigentlich wollte, habe prompt meine Familienbeihilfe verloren und wurde zusätzlich noch in einen neuen Studienplan umgestellt, bei dem der erste Studienabschnitt total anders verläuft. Mindestens 2 Semester habe ich gebraucht, um diese ca. 40 - 45 Stunden, die im neuen Studienplan anders sind, nachzuholen. Und wegen der verlorenen Familienbeihilfe konnte ich auch bis zum Erreichen des 2. Studienabschnitts kein Stipendium mehr bekommen, obwohl ich immer viele Wochenstunden und einen Notendurchschnitt von ca. 1,2 hatte. Eine Unaufmerksamkeit bezüglich der Bürokratie, und schon ist jede Förderung weg. Ein ähnliches Schicksal erlitten auch noch 5 weitere KollegInnen von mir, die alle sehr fleißig sind und bis spät in die Nacht lernen.
Des weiteren sind sich alle Leute auf meiner Uni (auch die Lehrer) einig, daß der neue Studienplan UNMÖGLICH in der Mindeststudienzeit studierbar ist. Es hat auch noch keine(r) in der Zeit abgeschlossen. Aber kümmern tut das keinen der Machthabenden. Je weniger Beihilfenempfänger, desto besser.
Ebenso schlimm ist es für Leute, die zB ein Kind haben, das viel Zeit beansprucht. Fast keine der alleinerziehenden Mütter in meinem Studienfach bekommt noch ein Stipendium, denn auch die schaffen es natürlich nicht, in der Zeit zu bleiben. Man kann schon froh sein, wenn sie es überhaupt noch schaffen, ihr Studium abzuschließen.
Wenn ihr für Studiengebühren seid, ruft ihr einen Dämon herbei, den ihr nicht wieder loswerden könnt, und der unkontrollierbare Auswüches bekommen kann. (Bei uns ist zum Beispiel im Gespräch, sie demnächst wieder zu erhöhen.)