Der Eurovision Song Contest 2017 in Kiev, Ukraine steht an. Schon morgen werden die Kandidaten des 1. Semi-Final ihre Songs vor der Jury performen! Am Dienstag um 21 Uhr findet dann das 1. Semi-Final statt, am Donnerstag folgt das 2. Semi-Final, ehe am Samstag das Grand Final stattfindet.
Dabei sind in diesem Jahr 42 Länder. Zunächst vermeldete die EBU 43 Länder, allerdings wurde die Teilnahme Russlands zurückgezogen.
Hintergrund ist die Krim-Krise. Seit der Annexion der Krim durch Russland, die Seitens der Ukraine nicht anerkannt wird, gilt in der Ukraine ein Gesetz, welches die Einreise auf die Krim nur über ukrainischen Boden erlaubt, sollte die Einreise über Russland erfolgen hat dies ein 3-jähriges Einreiseverbot für die betreffende Person in die Ukraine zur Folge. Die Russische Sängerin Julija Olegowna Samoilowa trat allerdings auf der Krim auf, woraufhin am 22. März 2017 das 3-jährige Einreiseverbot gegen sie verhängt wurde und sie somit nicht zum ESC 2017 reisen darf. Vermittlungen seitens der EBU zwischen Russland und der Ukraine scheiterten. Russland kündigte an, dass Samoilowa Russland 2018 beim ESC vertreten wird.
Am Eurovision Songcontest 2017 nehme somit 42 Länder teil. Portugal und Rumänien, sind nachdem sie im Vorjahr pausierten wieder dabei. Auch Australien darf wieder teilnehmen und muss sich wie im Vorjahr (anders als bei der 1. Teilnahme 2015) qualifizieren. Die EBU wies auch in diesem Jahr daraufhin, dass weiterhin keine Entscheidung getroffen wurde, ob Australien als assoziiertes Mitglied der EBU dauerhaft teilnahmeberechtigt sein wird.
Hier findet man die offizielle Playlist des ESC-YT-Channels mit allen 42 Songs:
https://www.youtube.com/watch?v=3lop3Kkf...5jwyPSjWHbRfrAq
Im 1. Halbfinale werden Schweden, Georgien, Australien, Albanien, Belgien, Montenegro,Finnland, Azerbaijan, Portugal, Griechenland, Polen, Moldavien, Island, die Tschechische Republik, Zypern, Armenien, Slovenien und Lettland antreten. Votingberechtigt sind zudem Italien, Spanien und das Vereinigte Königreich. Lediglich der Portugiesische Song wird nicht in Englisch performt werden, sondern in Portugiesisch, womit 17/18 Liedern in englischer Sprache sind!
Im 2. Halbfinale werden Serbien, Österreich, Mazedonien, Malta, Rumänien, die Niederlande, Ungarn, Dänemark, Irland, San Marino, Kroatien, Norwegen, die Schweiz, Weißrussland, Bulgarien, Litauen, Estland und Israel. Votingberechtig sind zudem Frankreich, Deutschland und die Ukraine. Ungarn und Weißrussland liefern einen Beitrag in Landessprache, Kroatien nutzt Englisch und Italienisch, somit sind 15,5/18 Lieder in englischer Sprache!
Im Finale werden die sog. "Big 5" Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und das Vereinigte Königreich, der Gastgeber Ukraine auf die jeweils 10 besten der Semi-Finals. Diese sechs Teilnehmer liefern 3 Beiträge in Englischer Sprache (Ukraine, Deutschland, UK), zwei mit Landessprache und Englisch gemischt (Spanien und Frankreich), sowie den italienischen Beitrag, der Wörter aus dem Englischen, Sanskrit und Altgriechischen enthält, ansonsten in Italienisch gesungen wird.
Neben den politischen Konflikten zwischen Russland und der Ukraine gibt es noch andere Wissenswerte Fakten und Notizen zu den nationalen Vorentscheidungen bzw. einzelnen teilnehmenden Ländern:
- Österreich: Nathan Trent, der Österreich vertreten wird, war auch Teil des deutschen Vorentscheids, wo er zu den Top 33 gehörte.
- Frankreich: Der Französische Song scheint früher als von der EBU erlaubt aufgeführt worden zu sein. Allerdings scheint dies nicht zur Disqualifikation geführt zu haben.
- Israel: Israel könnte nach einer Trennung ihres Rundfunks in 2 separate Bereiche (News & Entertainment) die Mitgliedschaft in der EBU verlieren.
- Portugal I: Der Social Media Manager des Vorentscheides wurde für einen Kommentar, dass viele der Teilnehmer die portugiesische Musik bekannt machen wollten und nicht darauf aus waren beim Eurovision Song Contest anzutreten, von ESC-Fans scharf kritisiert. Der Programmdirektor des verantwortlichen Senders stellte sich hinter diese Aussage mit dem Statement "Social networks catch fire for anything. If we had said otherwise, that is, that we make a song to win Eurovision, people later would said: and why should we win Eurovision? This [Festival da Canção] should be for providing a platform for Portuguese music [...] For us, everything is fine"
- Portugal II: Nach dem 1. Halbfinale wurde dem Jury-Mitglied Nuno Markl ein Interessenskonflikt vorgeworfen, da er mit einem der Komponisten die im Halbfinale antraten zusammenarbeitet. Am 22. Februar bot er der Sendeanstalt seinen Rücktritt an. Dieser wurde abgelehnt.
- Spanien: Manel Navaro und Mirela erhielten beide je 58 Punkte (Manel: 12 - 10 - 12 (Jury) und 24 (Televote), Mirela: 5 - 12 - 5 (Jury) und 26 (Televote)). In einem solchen Fall sehen die spanischen Regelungen vor, dass erneut die Jury abstimmt, diese wählte daraufhin zum Unmut des anwesenden Publikums Manel Navaro zum spanischen Vertreter beim ESC. Dies sorgte für 2 Ereignisse:
=> Zum einen reagierte Manel auf die Buhrufe mit der "Bras d'honneur"-Geste (
https://en.wikipedia.org/wiki/Bras_d'honneur). Hierfür entschuldigte er sich 2 Tage später öffentlich.
=> Zum anderen wurde Xavi Martínez (Jury-Mitglied) ein Interessenskonflikt vorgeworfen, da er zuvor öffentlich Manels Beitrag beworben hatte und letztlich den entscheidenden Vote für Manel abgab, obwohl ihm das Publikumsergebnis bekannt war. Im Nachgang des ganzen wandeten sich zwei Mitglieder des spanischen Parlaments an den TV Sender, was dazu führte das das Kontrollgremium des Senders, den Verantwortlichen für Entertainment einbestellte um zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen. Letztlich wurde ein Statement veröffentlicht, welches besagt, dass der Vorentscheid nach den Regeln der EBU korrekt abgelaufen ist und sämtliche Regularien den Teilnehmern zuvor bekannt waren. Auch wurde die Jury in Schutz genommen, die als Repräsentanten der 3 großen Mediengruppen selbstverständlich im Vorfeld professionellen Kontakt mit den Sängern und ihrer Musik haben würden.
Zum Schluss noch zur Deutschen Jury für den Songcontest und den Wettquoten:
- Die Deutsche Jury setzt sich in diesem Jahr zusammen aus: Nicole, Joy Denalane, Adel Tawil, Wincent Weiss und Michael Herbig.
- Favorit auf den Sieg beim Songcontest ist laut
http://eurovisionworld.com/?odds=eurovision Italien.
- Deutschland belegt bei den Wettquoten Platz 21. Zu Beginn des Jahres lag Deutschland in den frühen Quoten noch auf Platz 1. Von dort ging es seit den Proben und dem damit verbunden erstmaligen hören der potenziellen Deutschen Beiträge rapide bergab. Augenscheinlich konnte der NDR und Levina den Vorschusslorbeeren in Sachen Vorentscheid-Konzept und Komponistenauswahl nicht gerecht werden.