ich gehe zuerst auf nicators frage ein, welcher politischen gesinnung ich angehöre:
radikaldemokratischer kommunist
(auf weiter nachfragen antworte ich gerne)
und nun zu hunter28:
Das ist eine böse maoistische Falle.
ganz richtig... der maoistische ansatz (ob es eine falle ist ist auslegungssache).
Mao tritt auf für die Erhaltung der Kapitalisten und begründet damit die permanente Revolution. Es kommt noch arger. Mit der Theorie, die Bourgeoisie sei selbst im Sozialismus noch Teil des Volkes, ist Mao nicht nur nicht für die Liquidierung der Kapitalisten als Klasse sondern für die Teilung der Macht mit ihr.
da muss ich dir leider wieder sprechen. mao tritt nicht FÜR die erhaltung der kapitalisten auf, er meint nur, dass sie ein gesellschaftsimmanenter faktor seien.
er war nicht dafür liu schao-tschi und seine mitstreiter zu erhalten, sonder hat sie (angeblich) als bourgoise entwicklung innerhalb des systems erkannt und liquidiert.
"es gibt genossen, die auf der seite der kleinbürgerlichen intellektuellen stehen; oder, um es eleganter auszudrücken, ihre innerste seele ist noch immer ein königreich der kleinbürgerlichen intelligenzia." (zitat mao)
er meint auch nicht, dass man sich die macht mit der bourgeoisie teilen müsse sondern (um es in deinen eigenen worten auszudrücken), nach ihm
muß es seiner Meinung nach im Sozialismus immer wieder zur Entstehung einer neuen Bourgeoisie kommen, die dann immer wieder durch eine neue Kulturrevolution gestürzt werden soll.... » und so geht das immer weiter...«(Mao).
die bourgeoisie solle also immer neu gestürzt
werden.
Mao untersucht nicht die inneren Gesetzmäßigkeiten der Widersprüche, die zur Aufhebung beider Seiten führen, sondern er betrachtet die Einheit der Gegensätze als einfaches Nebeneinanderbestehen in einem Prozess. Es findet nur ein Austausch der Plätze statt.
eine sehr schöne und äusserst korrekte antwort auf meine, doch reichlich provokante, frage.
Denn es ist ganz klar, dass nach der dialektik bei der auseinandersetzung von these und antithese nicht einfach die antithese siegt und die these ausgelöscht wird, sonder dass vielmehr eine synthese zustande kommt, in der die these "aufgehoben" (im doppelten sinne des wortes) wird.
so hat das auch mao in früheren jahren gesehen:
"wenn es nur männer gäbe und keine frauen, wenn die frauen negiert würden - was würde dann geschehen" (zitat mao, 1959)
die neue (falsche) these der maoisten war dann jedoch, dass der sinn der synthese darin liege, dass "eine alte sache beseitigt wird, während eine neue siegt"... folglich die antithese die these auffresse (um es so auszudrücken).
auf dieser basis ist es natürlich leicht die "putuan koming" (= nicht unterbrochene revolution) zu legetimieren.
Die Philosophie muß stets vor den Karren der Tagespolitik gespannt werden - das ist der eigentliche Inhalt der maoistischen Philosophie.
auch sehr schön ausgedrückt. oder um ein beispiel zu geben:
"das gesetz des den dingen innewohnenden widerspruchs [...] ist das grundgesetz der natur [...] der widerspruch existiert in allen prozessen [...] und durchläuft alle prozesse von anfang bis ende. darin besteht die allgemeinheit und absolutheit des widerspruchs. [...] der kampf der gegensätze geht ununterbrochen vor sich." (zitat mao: ausgewählte werke band I, s.405 folgende)
mao hat also einfach ein grundprinzip definiert, nach dem er alle anderen philosophischen debatten für seine politik "misbrauchen" konnte.
-übrigens... ich bin kein maoist^^-