Ob er der richtige Kandidat für die SPD ist wird sich zeigen. Ich persönlich halte es für wenig geschickt in Zeiten, da die Zustimmung zu Europa immer mehr sinkt ausgerechnet einen selbsterklärten Europäer und ehemaligen Europa-Parlamentspräsidenten zum Kanzler-Kandidaten zu machen. Die SPD-Mitglieder, die ich so aus meinem Umfeld kenne sind aber überzeugt von ihm und reden gar von - m.E. völlig utopischen - 25% - 27% für die SPD bei der Bundestagswahl. Ich persönlich gehe eher von ~ 20% (eher sogar unter 20%) aus. Man wird sehen wer recht behält.
Gerade in der aktuellen Zeit (d.h. so die letzten 6 Monate) ist genau die umgekehrte Entwicklung festzumachen. Durch den Brexit und den Wahlsieg von Trump sind viele Bewohner Deutschlands an die "Qualitäten" und Vorteile der EU erinnert worden. Bspw. kann man sich hier die folgende Grafik aus dem Deutschlandtrend von Dezember anschauen:
Für den Januar wurde die gleiche Umfrage leider nicht durchgeführt und das ist die aktuellste die ich gefunden habe.
Interessant ist auch die dementsprechende Umfrage zu den Beliebtheitswerten von Schulz und Gabriel im Vergleich zu Merkel:
Ich ziehe daraus den Schluss, dass Schulz auf jeden Fall deutlich bessere Chancen als Gabriel im Bundestagswahlkampf haben wird; allerdings steht dies noch unter dem dicken Vorbehalt, dass seine innenpolitischen Ziele und Programmpunkte bisher komplett unbekannt sind. Eine entsprechende Programmrede wird für den Sonntag nach der offiziellen Ernennung durch das SPD-Präsidium erwartet.
Ein kluger Schachzug ist es aber m.E. Schulz nicht, wie ja auch bereits gemunkelt wurde, auf den Aussenministerposten zu setzen. Als SPD-Vorsitzender und Kanzler-Kandidat ist es für ihn besser mit der aktuellen Koalition nichts zu tun zu haben. So kann er sich auch glaubhafter als ein Sigmar Gabriel das gekonnt hätte für ein Ende der "Ära Merkel" stark machen und Optionen in Richtung R2G oder Ampel ausloten.
Letztlich wird aber auch er wohl im September vor der Frage stehen: Opposition oder doch wieder GroKo.
Ich weiß nicht woher du diese Informationen nimmst, da sie schlichtweg falsch sind: Gabriel wird ins Außenministerium wechseln, Schulz übernimmt bis auf weiteres kein Amt in der Regierung. Er hat daher auch den offensichtlichen logistischen Vorteil, schlichtweg mehr Zeit für Wahlkampf zur Verfügung zu haben als Merkel, desweiteren können sich etwaige Kritiker der GroKo nicht auf ihn (im persönlichen) einschießen. (Quelle: u.a.
Spiegel,
Tagesschau)
Der Nachteil den Schulz haben wird, ist dass aktuell jede Regierungskoalition außer der GroKo undenkbar ist; sollte also im September es (höchstwahrscheinlich) nicht für etwas anderes reichen, blieben nur Neuwahlen als Alternative übrig. Da diese normalerweise dem "kleineren" Koalitionspartner schaden (evtl. da er den Wunsch nach klaren Verhältnissen nicht entspricht) sowie
extremistischen populistischen Parteien wie der AfD Zulauf bringen ist hiermit eher nicht zu rechnen. Im Endeffekt, bei einer Neuauflage von Schwarz-Rot, wäre dementsprechend die nächste Personalie an der Spitze der SPD wieder gebrandmarkt und in 4 Jahren vermutlich ähnlich unbeliebt wie Gabriel heute.