Nach längerer Zwangspause hol ich das Topic mal wieder hoch.
Ich hoffe ja es besteht noch interesse.
Und einen Weg zu wählen und zu gehen, bedeutet systemimmanent die permanente Anwesenheit der Alternative, denn sonst hätte weder das Gehen noch die Entscheidung einen Wert oder eine Bedeutung, ja wäre eigentlich gar nicht mehr existent - wie Du übrigens selbst vorher gesagt hast.
Jo. Mein Punkt ist aber nicht, ob eine Alternative einfach nur anwesend ist, sondern nur dass ich vermeide sie wahrzunehmen. Eine Alternative ist nur eine wenn auch sinnvoll in erwägung gezogen werden kann, sie zu wählen. Ist sie nicht sinnvoll, wie es deiner Meinung nach ist, dann ist sie keine Alternative da ich so oder so Krieg vermeide. Es ist eine Pseudoentscheidung, da ich sowieso immer nur den einen Weg gehe. Siehe dazu Absatz unten wo es um Ideale geht, es handelt sich da um das selbe Prinzip.
Ich bin kein Anhänger der Vorherbestimmung im deterministischen Sinne. Wenn du trotzdem Recht hättest, war es vorherbestimmt, dass Deine Aussage bei mir ins Leere greift, was wiederum bedeutet, das sie nicht stimmt.
Ich empfinde Deine Aussagen zu Kausalität und Determinismus als ziemlich widersprüchlich. Zuallererst: An dem Punkt, wo Du klar herausstellen müsstest, warum ich keine freie Wahl habe/hatte, kommt das Placebo "irgendwoher".
Das war um auszudrücken, dass ich keine Möglichkeit habe zu ergründen woher es kam. Wichtig ist nur, nicht durch eine entscheidung, woher dann wirklich ist eine Frage die ein anderes Thema ist. Benannt habe ich die Herkungt allerdings: n kausale Ketten aus einer Entscheidung mit n Möglichkeiten. Du nimmst nur eine Option war, also folgen daraus Seiteneffekte:
-Einerseits unvorhergesehene Entscheidungen die du nur triffst weil du deine Option gewählt hast, wobei du nur die Option und nicht die Konsequenzen derselben gewählt hast oder alle kennen kannst. Ohne Kenntnis der Konsequenzen keine Kenntnis von künftigen Entscheidungen.
-Andererseits auf dich rückwirkende Effekte die daher rühren, dass du andere Optionen nicht wahrgenommen hast.
Eine Welt in der alles Entschieden wird wäre eine ohne Gesetzmäßigkeiten oder eine, in der das Individuum allwissend ist, sodass es alle Auswirkungen einer Entscheidung kennt und sich für alle entscheidungen entschieden hat.
Ich habe übrigens, was deinen nächsten Absatz betrifft, nie gesagt das alles deterministisch ist, weil das ja ebenso wiedersprüchlich ist. Es ist aber auch nicht alles frei entschieden. Beide extreme sind leicht zu wiederlegen. Wir tragen die ursprüngliche Frage durch alle Themen, reden aber trotzdem von derselben sache - Krieg kann man manchmal verhindern weil man die Wahl hat, und manchmal nicht. (Du hattest vorher ja behauptet, die Wahl bestünde immer.)
Ideal bedeutet doch angestrebte Vollkommenheit. Wie kannst du diesen Zustand ohne Bewertung und Beurteilung anderer Zustände erreichen?
Das ist der springende Punkt und der Grund warum der Zustand nicht erreicht wird. Aber es liegt in der Natur der Sache, keinen Gegenpol zum Idealzustand zu kennen wenn man ihn innehat. Das Ideal selbst verhindert seine verwirklickung.
Abstrahiert: Wenn es gut und schlecht gibt, ist es egal was du machst, irgendwann machst du was schlechtes, das ist empirisch aus der Realität abzuleiten. Die natur von utopischen Zuständen, Idealen und dergleichen ist folglich, allem nurnoch eine Qualität zu geben und alles andere (=schlechtes) zu eliminieren; und der grund warum sie ihre Identität bei erreichen verlieren ist weil es dann den Gegenpol nichtmehr gibt. Gibt es zumindest das Vergleichskriterium noch, ist das das letze negative Element das nicht eliminiert wurde wodurch das Ideal noch nicht erreicht ist. Ich rede natürlich in absoluten Begriffen (!)
Analog dazu wäre ein ewiger Frieden völlig ohne kriegerischen Akt ein unerreichbares Ziel. Wenn du diese zwei Dinge nicht teilst, damit du sie auseinanderhalten kannst, dann hast du keines von beidem. Das meinte ich als ich sagte, Frieden verliert ohne Krieg seine Identität.
---
Ich stimme dir zu was du über die Schlechtigkeit der Menschen gesagt hast, aber das Bild ist heute ehh nicht mehr so verbreitet wie früher. Im Mittelalter wärst aber verbrannt worden
Wie ich dich verstehe sagst du, Anarchie kann funktionieren weil der Mensch nicht per se schlecht ist und die ausgelebte Freiheit nicht nur Konflikte erzeugt. Das stimmt schon, aber ich sehe das Problem eher gesellschaftlich: Eine Masse, die nicht zentral gelenkt ist, arbeitet nicht zielgerichtet und weniger effizient. Das heißt es gibt und gab schon immer einen Kompromiss aus persönlicher Freiheit und Pflicht & Rang, der je nach Zeitalter [und Ort] unterschiedlich ausfiel. Wenn es darum geht eine Gruppe von Menschen optimal zusammenarbeiten zu lassen, muss man jedem Einzelteil funktion und Platz zuweisen und klare Rangordnung haben - eine mechanistische und hierarchische Denkweise. Sie wird beim Militär angewandt um maximale effizienz zu erreichen und in der gesellschaft, um arbeitsteilung und Spezialisierung zu erreichen (was wiederrum in perfektion mündet). Das ist das Überlebensprinzip des Menschen: Hierarchie und Elitarismus organisiert Massen und synchronisiert Ziele, sodass eine Spezies mehr wie ein einziger organismus handeln kann als wie eine wirre Herde.
Ironischerweise würde das Individuum einer idealen Anarchie wie eben der Organismus in einer kollektiven Gesellschaft handeln. Der Unterschied der Ideologien ist also - im Extrem - ein Unterschied der Größenordnung, nicht der funktionsweise. Imo.
Es ist nicht so dass ich Anarchie nichts abgewinnen könnte, bloß sie zu erstreben klingt mir nicht so recht sinnvoll.